You are currently viewing Glasieren – Das solltest Du von Beginn an im Blick haben

Glasieren – Das solltest Du von Beginn an im Blick haben

Den Ton in Form zu bringen bietet dir schon unzählige Möglichkeiten, doch richtig spannend wird es erst, wenn du deine Kunstwerke dann auch noch glasierst. Natürlich können gebrannte Keramiken auch einfach mit Acrylfarbe angemalt werden, hier entgeht dir aber eine Menge Spaß, denn eine richtige Glasur stellt auch die schönsten Acrylfarben oder Lacke in den Schatten. Die Glasur kann wahre Wunder wirken, denn selbst verunglückte Drehversuche können durch strahlende Farben in ein wunderschönes Kleid gehüllt werden. Aber genauso kann man sich ein schönes Stück durch eine misslungene Glasur verderben.

So oder so bietet es sich schon vor Beginn des Formens an kurz darüber nachzudenken, wie das Stück am Ende farblich aussehen soll, denn der Ton und die Glasur gehen Hand in Hand, sie müssen nicht nur vom Brennbereich her zusammenpassen. Oft hat die darunterliegende Tonfarbe auch einen großen Einfluss darauf, wie die Glasur dann wirkt. So wirken einige Glasuren auf dunklen Tonfarben besonders kontrastreich, andere wirken in ihrer Tiefe aber besonders schön auf hellen Farben und betonen auf diese Weise die Oberflächenstruktur besonders schön.

Bergetasse

Glasuren - viel Auswahl

Bei der Auswahl an Glasuren fühlt man sich schnell erschlagen, denn es gibt Glasuren als Pulver oder schon flüssig angerührt, matte oder glänzende Farben, einfarbige oder Effektglasuren. Außerdem variieren die Temperaturbereiche in denen die Glasuren gebrannt werden können.

Natürlich solltest du in erster Linie danach gehen, welche Farbe dich am meisten anspricht und dann schauen, dass die Temperatur nicht höher liegt als die angegebene Maximaltemperatur deines Tons.

 

Brennbereich beachten!

Prinzipiell unterscheidet man in Glasuren für den Niedrigbrand, diese werden bei ca. 1050°C gebrannt und Glasuren für den Hochbrand, der eine Maximaltemperatur von ca. 1250°C hat. Jeder Ton hat eine Sintertemperatur, das ist die Temperatur, ab dem der Ton auch ohne aufgebrachte Glasur wasserdicht ist. Glasuren für den niedrigen Brennbereich werden auch unter dem Begriff Steingutglasuren zusammengefasst, Glasuren die bei hoher Temperatur bzw. bei einer Temperatur oberhalb der Sintertemperatur gebrannt werden, nennt man auch Steinzeugglasuren.

Wenn du in einem hohen Brennbereich, also um 1250°C brennen möchtest, solltest du vorher bei deinem Brennservice abklären, ob dieser auch bei dieser Brenntemperatur brennt. Nicht jeder Ofen erreicht diese hohen Temperaturen und auch der Energieverbrauch ist natürlich deutlich höher. Aus diesem Grund sind die Brennpreise dementsprechend auch höher.

Ofen

Was sind Glasuren überhaupt?

Glasuren bestehen zum Hauptteil aus klein aufgemahlenen Metalloxiden, die durch Stellmittel und weitere Zusätze in Wasser aufgerührt werden können. Es handelt sich also um eine Suspension – bitte entschuldigt das Fachsimpeln, aber ich komme nunmal aus dem wissenschaftlichen Bereich 😉. Also letztendlich schwimmen die kleinen Partikel im Wasser. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass du die Glasur vor Verwendung sehr gründlich aufrührst. Es sollte eine gleichmäßige Flüssigkeit sein, am Boden sollen keine Ablagerungen mehr sein.

Wie haftet die Glasur am Ton?

Der geschrühte Ton hat noch immer Poren, also winzig kleine Löcher in der Oberfläche, durch die Wasser sickern kann. Deshalb sind nicht geschrühte Keramiken nicht wasserdicht. Beim Glasieren macht man sich diesen Fakt zu nutze. Denn wenn man die Glasur aufbringt, dann zieht das Wasser aus der Glasur blitzschnell in den Ton ein und die Metalloxide bleiben auf der Oberfläche des Stücks liegen. Das funktioniert aber nur mit trockener Keramik. Achte also darauf, dass deine Keramik vor dem Glasieren trocken und fettfrei ist.

Du kannst die Glasur auch wieder abkratzen oder mit einem feuchten Schwamm abwischen um dein Stück nochmal neu zu glasieren, wenn dir ein Fehler passiert ist. Du musst aber mit dem neuen Glasurauftrag warten, bis deine Keramik wieder getrocknet ist.

Der geeignete Glasurauftrag hängt natürlich von der Geometrie deines Stücks aber auch von der Glasur an sich ab.

Ordnung_2

Arten des Glasurauftrags

Glasur kann auf verschiedene Arten auf den Ton aufgebracht werden. Je nach Art des Glasurauftrags unterscheidet sich die Konsistenz, die die Glasur idealerweise haben sollte. Deshalb habe ich dir gerade erklärt wie die Glasur am Ton haftet, denn die Kontaktzeit zwischen Glasur und Ton unterscheidet sich bei den verschiedenen Arten des Glasurauftrags und davon ist die ideale Konsistenz der Glasur abhängig.

Für das Besprühen sollte die Glasur sehr dünnflüssig sein. Diese Technik eignet sich insbesondere für einen dünnen und gleichmäßigen Glasurauftrag auf der äußeren Seite des Stücks. Es gibt Sprüher, die mit Druckluft betrieben werden, aber auch Zerstäuber, die mit Hilfe einer Handpumpe betrieben werden können.

Einen sehr einheitlichen Glasurauftrag erhält man beim Tauchen der Keramik in die gut aufgerührte, dünnflüssige Glasur. Nur die Stelle, an der die Keramik festgehalten wird, muss später noch mit dem Pinsel ausgebessert werden. Beim Herausnehmen der Keramik aus der Glasur sollte diese gut abtropfen können. Dabei kann die Keramik etwas gedreht werden, damit es nicht zur Nasenbildung an den Abtropfstellen kommt.

Auch beim Übergießen kann die Glasur sehr einheitlich aufgetragen werden. Diese Methode eignet sich auch für größere Stücke. Dazu kann die Keramik auf zwei Holzleisten gestellt werden, die über einer Auffangschale positioniert sind. Dann wird die Keramik übergossen und die überschüssige Glasur kann in der Auffangschale gesammelt und so wiederverwendet werden.

Für den Auftrag mit dem Pinsel sollte die Glasur etwas dickflüssiger sein, damit ein einheitlicher Auftrag möglich ist. Je nach Glasur muss die Keramik noch ein oder zwei weitere Male bestrichen werden, nachdem sie durchgetrocknet ist.

Glasureffekte

Die Konsistenz der Glasur

Die Konsistenz der Glasur sollte in der Regel wie Kaffeesahne sein. Bei den oben aufgeführten Arten des Glasurauftrags habe ich von dünnflüssig zu zähflüssig geordnet, bei Sprühen ist die Glasur also für ein optimales Ergebnis am dünnflüssigsten und sollte dann zu Tauchen, Übergießen hin etwas dickflüssiger und schließlich zum Pinseln am zähflüssigsten sein.

Ist die Glasur zu dünn, sieht man im Zweifelsfall noch zu viel vom Ton durch, bei einem zu dicken Auftrag können sich bereits beim Trocknen Risse bilden oder die Glasur platzt ab. Auch beim Brennen besteht dann die Gefahr, dass die Glasur abläuft.

Mit der Zeit wirst du ein gutes Gefühl dafür entwickeln wie die Konsistenz sein sollte und wie dick du die Glasur auftragen musst.

Was passiert beim Brennen?

Bei den hohen Temperaturen des Glasurbrands schmelzen die Metalloxide aus den Glasuren und werden flüssig – du kannst es dir so ähnlich wie beim Glasbläser vorstellen. Beim Abkühlen erstarren dann die Glasuren und es entsteht die glänzende, gläserne Oberfläche. Alles was die Glasur berührt geht eine feste Verbindung ein. Befindet sich also Glasur auf der Standfläche klebt dein Stück auf der Brennplatte im Ofen fest und sowohl dein Stück als auch die Brennplatte tragen Schäden davon. 

photo5282768302332034776

Also niemals die Standfläche glasieren und diese gründlich frei wischen!

Zur Sicherheit stelle ich auch alle Stücke auf kleine Dreikantleisten in den Ofen sodass auch bei leicht ablaufender Glasur nichts passiert. Ich achte auch darauf, dass zwischen allen Teilen genug Platz ist sodass keine Teile zusammenkleben, die nicht zusammengehören.

Experimentierfreude – Kombinationen und Effekte

Beim Glasieren hast du nahezu unzählige Möglichkeiten, denn du kannst auch mehrere Glasuren übereinander auftragen und schauen welche Effekte entstehen. Da es so viele Möglichkeiten gibt und nicht jede Kombination auch schön wird, empfehle ich dir ein paar kleine Testfliesen zu töpfern, auf denen du dann verschiedene Glasuren und Kombinationen auf verschiedenen Tonsorten ausprobieren kannst ohne dass du deine schönsten Schrühteile riskierst.

Glasuren

Gestaltungsmöglichkeiten

Oft sieht es auch sehr schön aus, wenn du Teile deines Stücks nicht glasierst, sondern der Ton zu sehen ist. Besonders bei schwarzem Ton oder beim gelben Ton mit Spots finde ich das besonders schick. Dazu kannst du Teile mit Washi-Tape abkleben oder mit Kaltwachs Muster pinseln, von denen die Glasur dann abperlt und somit frei von Glasur bleiben.

Streifenoptik

Auch beim Glasieren kannst du aufwändige bunte Motive malen. Dafür gibt es extra Glasur-Dekorfarben, mit denen du entweder direkt auf den Ton pinselst und dann zum Beispiel transparent übersprühst oder auf weiße Glasur malst. Auch hier ist nur deine Vorstellungskraft das Limit.

Schüssel Kolibri

Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Ausprobieren und Experimentieren!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Julia

    Danke , toller Beitrag !

Schreibe einen Kommentar