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Einen eigenen Brennofen anschaffen? (Teil V) – Brennkurven und Steuerung.

Fortgeschrittene Töpferbegeisterte kennen oft schon allerlei Techniken und haben häufig schon mit verschiedenen Glasurkombinationen experimentiert. Trotzdem ist für viele das Brennen im Ofen immer noch eine große schwarze Box. Einige befürchten vielleicht, bei einem eignen Brennofen mit der Steuerung und der Einstellung des Ofens nicht klarzukommen. 

Aber selbst, wenn Du von den Brennprozessen keine Ahnung hast, kannst Du deinen Ofen ohne Probleme betreiben. Wie Du eine geeignete Brennkurve an deinem Ofen einstellen kannst, erkläre ich heute. 

Wie kompliziert ist die Steuerung des Ofens?

Meiner Meinung nach überhaupt nicht. Selbst wer nicht technikversiert ist, bekommt die Steuerung gut in den Griff. Zwei Sachen sind dabei von Bedeutung.  

Zum einen ist es wichtig, dass Du weißt, wie eine geeignete Brennkurve aussieht. Zum anderen musst Du aber auch in der Lage sein, diese dann an der Steuerung einzustellen. Auf beide Dinge werde ich separat und ausführlich eingehen, sodass die Steuerung auf keinen Fall eine Hürde darstellt. 

Der Brennprozess – Ein wenig Theorie

Achtung: in diesem kleinen Abschnitt tauche ich ein bisschen in den Prozess ein und es wird ein bisschen wissenschaftlich. Ich versuche es allgemein verständlich zu formulieren. Bitte entschuldigt mir die allzu detaillierte Beschreibung, aber da ich Verfahrenstechnik studiert habe und im Bereich Brennprozesse promovieren möchte, muss das wenigstens ein bisschen sein. Ich denke das Verständnis des Prozesses kann dir helfen, Fehler zu erkennen und zu vermeiden. Du kannst aber natürlich auch gleich zum nächsten Abschnitt springen, in dem ich meine tatsächlichen Brennkurven mit dir teile. 

Im Normalfall wird Keramik zwei Mal gebrannt. Das erste Mal, nachdem das geformte Stück getrocknet ist, das zweite Mal nach dem Glasieren. Beide Brände haben unterschiedliche Aufgaben und finden daher auch mit unterschiedlicher Aufheizung und mit verschiedenen Maximaltemperaturen statt. 

Ganz allgemein zum ersten bzw. Schrühbrand: Durch das Brennen deiner Keramik im Ofen wird dein Stück formstabil. Es kann nicht mehr ganz so leicht zerbrechen und ist ein richtig fester Körper, der auch durch Zugabe von Wasser seine Form nicht mehr ändert. Gleichzeitig ist das Stück aber noch porös, hat also noch kleine feine Lücken in seinen Volumen und kann dadurch Wasser aufnehmen. Das ist insbesondere für den Glasurauftrag von Bedeutung.   

Beim Aufheizen des getrockneten Tons gibt es zwei kritische Punkte. Ganz wichtig ist nämlich, dass alle Stücke komplett durchgetrocknet sind. Wäre noch Feuchte in deinem Stück, würde das Wasser beim zu schnellen Aufheizen verdampfen, sobald der Ofen über 100°C heiß ist.  

Bei dem Übergang des Wassers vom flüssigen zum gasförmigen Zustand vergrößert sich das Volumen sehr schnell. Da dies aber innerhalb deines Werkstücks passiert und das gasförmige Wasser nicht so schnell durch die engen Poren des Tons nach außen kann, kann es passieren, dass dein Teil regelrecht explodiert. Daher niemals feuchten Ton in den Schrühbrand stellen und insbesondere dicke Teile lange trocknen lassen.  

Wenn Du es doch mal eilig hast, kann ein Trockenprogramm helfen, was Du auch am Ofen einstellen kannst. Dazu später mehr. 

Der zweite kritische Punkt während des Schrühbrands, liegt bei einer deutlich höheren Temperatur, bei etwas unter 600°C. Denn da ändert sich die kristalline Struktur sehr ruckartig. Diese Strukturänderung ist dann dauerhaft, also auch beim Abkühlen behält die Keramik dann diese Struktur. Aufgrund der ruckartigen Volumenänderung ist auch hier ist ein zu schnelles Aufheizen problematisch, aber auch nicht ganz sauber gearbeitete Stellen können nun zu Rissen oder gar Abplatzungen führen. Sehr große oder sehr dickwandige Teile können sich unter Umständen ungleichmäßig erwärmen, da die Wärme von außen nach innen transportiert wird und auf diese Weise ein Teil des Stücks bereits mit der Umwandlung begonnen hat, der andere Teil aber noch zu kühl ist und es so zu Spannungen kommt, die wieder zu Rissen führen können. Aus diesem Grund hatte ich auch bei den allgemeinen Hinweisen schon dazu geraten, mit einer möglichst gleichmäßigen Wandstärke zu arbeiten. 

Beim Glasurbrand, auch Glattbrand genannt spielt der angesprochene zweite Punkt keine Rolle mehr, da sich die kristalline Struktur ja bereits im Schrühbrand geändert hat. Aber das Verdampfen des Wassers kann wieder eine Rolle spielen, denn beim Auftrag der feuchten Glasur zieht das Wasser aus der Glasur in die Keramik ein und trocknet dann erst Stück für Stück. 

Beispiele für Brennkurven

Oben habe ich dir erklärt, welche kritischen Punkte es beim Schrüh– und Glasurbrand jeweils gibt. Bei diesen kritischen Punkten sollte die Aufheizrate daher nicht so groß sein, sondern ein langsameres Erwärmen ist entscheidend. Ansonsten ist eine schnellere Aufheizung möglich. Auf dieser Grundlage habe ich meine Brennkurven erstellt und verwende sie beim Brennen meiner Keramik

Zum Ende jedes Brandes kühlt der Ofen ganz natürlich ab. Theoretisch hat man hier die Möglichkeit die Abkühlung zu verlangsamen, das ist für normale Brände eigentlich nicht notwendig, kann aber bei Spezialbränden, dem Einsatz von bestimmten Glasuren oder Glas sinnvoll sein. Beschleunigen kann man das Abkühlen leider nicht und sollte man auch nicht, da sonst auch dabei Risse entstehen können. Insbesondere vom vorzeitigen Öffnen des Ofens beim Glasurbrand kann ich nur abraten. Die Ungeduld lohnt sich einfach nicht, wenn man dann in jedem Teil kleine Risse hat. Daher meine Empfehlung: Den Ofen beim Glasurbrand niemals oberhalb von 50°C öffnen. Der Ofenhersteller gibt als maximale Temperatur zum Öffnen 70°C an, auch wenn es hier in erster Linie auch um die heiße Luft geht, die dem Öffnenden entgegenströmt.  

Beim Schrühbrand wäre vielleicht auch mal ein zeitigeres Öffnen möglich, gut ist es aber auch für den Ofen nicht, denn das kann die Rissbildung in den Steinen begünstigen. Wenn es wirklich unbedingt sein muss, dann nehme ich unterhalb von 150°C eine kleine Holzleiste, die ich, eingeschlagen in ein Tuch, vorsichtig flach unter den Deckel schiebe damit so die warme Luft ausströmen kann und der Ofen ein bisschen schneller abkühlt. Die Holzleiste sollte danach natürlich wieder weit vom Ofen abgelegt werden, um nicht versehentlich eine Zündquelle zu erzeugen! Ich empfehle das Tragen von Handschuhen, die nehme ich übrigens auch häufig beim Ausräumen, wenn die Teile noch zu warm sind. 

Auch wenn das Abkühlen zu Beginn recht schnell geht, braucht es für die letzten 100 °C immer eine Ewigkeit, ich weiß. Eine gute Übung für mehr Geduld 😉. 

Einstellen der Brennkurven

Die oben vorgeschlagenen Brennkurven kannst Du bei deiner Steuerung einstellen. Je nach Steuerung hast Du sogar noch mehr Möglichkeiten der Einstellung. Ich habe bei meinem KITTEC ECO 70 S eine TC 66 Steuerung, bei meinem KITTEC CB 120 eine TC 405.  

Bei beiden Steuerungen existiert ein Speicher, sodass ich die Brennkurven nicht jedes Mal wieder manuell einstellen muss, sondern mit verschiedenen Nummern als Programm speichern kann. Das ist extrem praktisch, bei mir ist zum Beispiel Programm P1 immer der Schrühbrand, P2 der Niedrigbrand, (P3 ein Mittelbrand, den ich nur selten mache) und P4 ein Hochbrand. Nun aber dazu, wie ihr die Temperaturen und Heizraten einstellt und die Brennkurven als Programme abspeichern könnt. In den beiden Videos zeige ich euch allgemein die Bedienung und auch jeweils ein Beispiel, wie man eine Brennkurve einstellt und abspeichert. 

TC 66

Den Kippschalter zum Einschalten findet ihr unten an der Steuerung. Beim Hochfahren wird ein Kontrollwert angezeigt, der nur bei Problemen beachtet werden muss. Über die Taste P kannst Du zwischen den einzeln einstellbaren Programmen P1 bis P6 umschalten. Möchtest Du das entsprechende Programm ändern, kannst Du die einzelnen Programmschritte mit den Pfeiltasten nach rechts und links wechseln. Die Werte können dann über die Plus- und Minustaste entsprechend erhöht bzw. verringert werden. Übrigens: Der maximal mögliche Wert für Aufheizungen und Abkühlungen wird immer über „SKIP“ angezeigt. Zum Abspeichern des Programmes musst du nur noch einmal die Start/Stopp-Taste drücken und der Ofen beginnt sofort mit dem Heizen, was du an einem deutlich hörbaren Klicken und dem grünen Leuchten der Start-Stopp-Taste erkennst. Über ein erneutes Drücken der Start/Stopp-Taste kann das Programm pausiert bzw. beendet werden. Die Steuerung stellt nun automatisch alle von dir vorgegebenen Heizraten und Temperaturen ein und wechselt immer nach und nach zum nächsten Programmschritt. Der entsprechend aktive Programmschritt leuchtet immer rot. Sobald der Schritt der Abkühlung erreicht ist, wird das Programm automatisch beendet, die Start-Stopp-Taste wechselt von grün zurück zu rot, die aktuelle Temperatur im Ofen wird weiterhin angezeigt.

TC 405

Auch bei der TC 405 findet ihr den Kippschalter zum Einschalten unten an der Steuerung. Beim Hochfahren wird angezeigt, dass kein Fehler aufgetreten ist. Ihr könnt direkt loslegen und jeden Programmschritt einzeln anklicken und für jeden Schritt die gewünschten Temperaturwerte, Heizraten und Haltezeiten über die Ziffern eingeben. Übrigens: Die maximal möglichen Werte für Aufheizungen und Abkühlungen ist bei meiner Steuerung 444. Möchtest Du das erstellte Programm speichern, drückst Du gleichzeitig die Tasten FixProg und PersProg und danach die Nummer, auf der das Programm abgespeichert werden soll. Zur Bestätigung und zum Start des Programms nochmal die Start/Stopp Taste drücken und es ist geschafft. 

Wenn Du später ein bereits eingespeichertes Programm aufrufen willst, musst Du nur die Taste PersProg und danach die entsprechende Nummer anklicken. Dann prüfe ich immer nochmal, dass auch alle Programmschritte stimmen und starte das Brennen. Auch hier leuchtet immer der aktive Brennschritt rot und das Programm beendet sich automatisch sobald die Abkühlung erreicht ist. 

Bei dieser Steuerung kannst Du theoretisch auch mehrere Programme miteinander verknüpfen. Das kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn Du nach dem Trockenprogramm direkt mit dem Schrühen beginnen möchtest. Alle Möglichkeiten hier zu erläutern würde jetzt aber den Rahmen sprengen. In der Anleitung findet ihr nochmal im Detail alle Einstelloptionen. 

Kleines Extra: Ein Trockenprogramm

Wie schon angesprochen dürfen noch feuchte Teile auf keinen Fall einfach mit in den Schrühbrand gestellt werden. Sehr selten, wenn ich Zeitdruck (oder Ungeduld) habe, mache ich deshalb einen Trockenbrand. Dabei werden die Stücke über mehrere Stunden ganz langsam auf etwas über 100 °C erwärmt. Aber auch hier sollten die Teile nur leicht feucht und auf keinen Fall noch nass sein! Nach abgeschlossenem Trockenprogramm kann dann direkt mit Schrühen begonnen werden. Der Ofen muss dazwischen nicht abkühlen. 

Ich habe dir einen kleinen Einblick in den Brennprozess gegeben und meine Brennkurven mit dir geteilt. Du weißt außerdem, wie Du die Steuerung von deinem Ofen einstellen kannst und Programme abspeichern kannst. Die Steuerung des Ofens ist kein Problem mehr und Du weißt, worauf Du auch beim Töpfern mit Hinblick auf einen problemlosen Brennprozess achten musst. Nun fehlt dir eigentlich nichts mehr, um deinen Ofen zu betreiben. Natürlich können trotzdem noch kleine Schwierigkeiten, Problemchen und Fehlermeldungen auftreten. Auch dazu gebe ich euch beim nächsten Mal ein paar Infos. 

* Da ich mich bei meinem ersten Brennofen für einen KITTEC Eco 70 S entschieden hatte und mit diesem sehr gute Erfahrungen gemacht habe, habe ich für diesen Blogbeitrag direkten Kontakt zur Firma KITTEC aufgenommen.

Mittlerweile habe ich mir sogar einen zweiten KITTEC Ofen angeschafft: Der KITTEC CB 120 S ist deutlich größer und bietet mir noch mehr kreative Freiheit.

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