Gleich vorweg – Töpfern ist nicht billig. Neben den offensichtlichen Kosten für Material und Brennen gibt es aber viele kleine und größere Beträge, die sich zusätzlich ganz schön aufsummieren und zum Teil vielen Gewerbetreibenden bekannt sind. Mit diesem Blogbeitrag will ich dir einen Einblick in alle anfallenden Kosten geben. Dabei gibt es Kosten, die davon abhängen, wieviel in der Werkstatt getöpfert wird und natürlich auch Fixkosten. Letztere muss ich jeden Monat bezahlen, ganz egal ob ich Töpferkurse anbieten kann oder nicht und diese Ausgaben muss ich natürlich erstmal abdecken, bevor ich meinen ersten Cent verdiene.
Miete und Nebenkosten
Meine Werkstatt ist mit fast 60 m2 auf jeden Fall großzügig. Zu Beginn haben daher viele Bekannte mit kritischen Fragen wie „brauchst du den Platz denn wirklich“ und „kannst du dir das überhaupt leisten“ reagiert, wenn ich davon erzählt habe. Aber: Kreativität braucht Raum! Mittlerweile bin ich so froh, dass ich den Platz habe, denn den nutze ich gut aus und muss schon von Zeit zu Zeit wieder ein bisschen optimieren, damit auch noch genug Platz zum entspannten Arbeiten und Lagern ist. Meine Auswahl sowie die Vorräte an Ton und Glasuren sind deutlich größer geworden und auch zum Trocknen von Tonteilen brauche ich nun deutlich mehr Regalplätze als noch zu Beginn. Die monatlich anfallende Miete und die Nebenkosten für Wasser und Heizung bezahle ich gern für den Platz!

Materialien
Auch wenn Ton an sich einigermaßen günstig ist, so kosten Glasuren teilweise schon eine ganze Menge, sodass ich bei Onlinebestellungen schnell 500€ zusammenbekomme. Hin und wieder muss ich auch ein kaputtes Werkzeug ersetzen, möchte ein paar neue Stempel anschaffen oder eine neue Gipsform bestellen. Nicht zu vernachlässigen sind hierbei auch die Versandkosten. Denn Ton ist verdammt schwer und den Versand bezahle ich abhängig vom Gewicht. Hier in der Nähe von Magdeburg habe ich leider noch keinen lokalen Anbieter für Ton gefunden, der mir die gewünschte Qualität für Anfänger an der Drehscheibe bereitstellen kann.
Investitionen
Im Moment plane ich erstmal keine neuen Investitionen. In den letzten drei Jahren habe ich alles neu oder gebraucht angeschafft. Um dir einen kleinen Eindruck zu geben, nur einige meiner Investitionen: 2 Öfen, 2 Drehscheiben, Tische, Stühle, Regale, Gipsformen, Werkzeuge und vieles mehr. Meine Werkstattausstattung kannst du dir hier anschauen.

Brennkosten und Strom
Strom wird gerade nicht billiger und dass ein Ofen, der bis 1250°C aufheizt natürlich auch einiges an Strom benötigt ist auch klar. Auch wenn die Kosten pro Brand doch nicht so hoch sind, wie ich zu Beginn befürchtet habe, so macht sich die Vielzahl an Bränden sich schon deutlich auf der Stromrechnung bemerkbar.
Reparaturen und Co.
Manchmal geht etwas kaputt und dann muss das Teil entweder ersetzt werden oder die Reparatur muss bezahlt werden. Als ich im letzten Jahr ein Problem mit meinem Ofen hatte, habe ich in neue Heizwendeln für meinen Ofen investiert und den Elektrotechniker bezahlt, der mir bei der Fehlersuche geholfen hat. Natürlich hoffe ich erstmal von solchen Kosten verschont zu werden, von Zeit zu Zeit muss ich sie aber immer mal mit einplanen.
Hosting und Betrieb meiner Webseite
Für das Hosting und den Betrieb meiner Webseite bezahle ich in etwa 100 € pro Jahr. Kosten für die Erstellung und die regelmäßigen Updates spare ich mir komplett, weil ich alles komplett selbst von Grund auf aufgebaut habe, da bin ich auch schon stolz drauf.

Provision für Verkäufe bei Etsy
Ich verkaufe nicht viel online, aber ein bisschen schon. Für jedes verkaufte Stück geht ein kleiner Teil an Etsy. Völlig gerechtfertigt, denn mir wird eine Plattform bereitgestellt, die sich auch um die Bezahlabwicklung und alles drum und dran kümmert.
Versicherung
Um abgesichert zu sein, falls jemandem etwas in meiner Werkstatt passiert, zahle ich zum Beispiel im Jahr über 200€ für eine Haftpflichtversicherung.
Ungeliebte Ausgaben – eine kleine Auswahl:
Alle vorher aufgeführten Ausgaben trage ich gern, denn sie sind notwendig, sinnvoll und gerechtfertigt. Es gibt aber auch Ausgaben, die tun mir weh. Nicht unbedingt, weil es viel Geld ist, aber weil ich das Gefühl habe, dass ich im Gegenzug nichts erhalte oder die Preise für die Größe meines Gewerbes (ich bin Kleinunternehmer) nicht angemessen sind.
Rundfunkbeitrag
Wusstest Du, dass ich den Rundfunkbeitrag auch nochmal für meine Gewerbeimmobilie bezahlen muss? Das sind für das Jahr 2023 73,44€. Und nein, ich nutze keine der öffentlich bereitgestellten Medien in meiner Werkstatt. Es läuft häufig Musik, aber kein Radio.
Danke für nichts.
Mitgliedschaft in der IHK
Ob ich es wollte oder nicht, sofort nach Anmeldung meines Gewerbes wurde ich gezwungen in die Industrie- und Handelskammer einzutreten. Jeden Monat erhalte ich eine Zeitschrift, die sofort im Müll landet. Profitiert habe ich von der Mitgliedschaft bisher nicht, der Grundbetrag liegt für Kleingewerbetreibende bei 30€ im Jahr.
Verpackungsgesetz
Seit einigen Jahren ist es Pflicht, eine Abgabe für die Entsorgung der von mir in den Verkehr gebrachten Neuabfälle zu leisten. Wenn ich also ein Paket verschicke und mein Produkt dabei in Luftpolsterfolie einwickle und es dann in eine Pappkiste lege und diese mit Klebeband verschließe, muss ich die Entsorgung der Pappe und des Plastiks beim Empfänger schonmal vorfristig bezahlen. Für große Mengen finde ich das in Ordnung, ich brauche aber nur sehr geringe Mengen an Material. Zwar gibt es eine Staffelung je nach tatsächlicher Menge, als minimalen Betrag zahle ich dennoch fast 30 € pro Jahr dafür. Ganz schön happig, wenn man bedenkt, dass ich versuche möglichst viele empfangene Kartons für meine Sendungen wiederzuverwenden.
Konfirmitätserklärung
Hast du gewusst, dass es beim Verkauf von Geschirr, was mit Lebensmitteln in Kontakt kommen kann eine Pflicht der Hersteller gibt, diese auf Unbedenklichkeit prüfen zu lassen? Das schlimme hierbei ist, dass man diese Information nur findet, wenn man danach sucht. Viele Unwissende können dadurch Strafen riskieren. Für jedes Design muss bei einem Labor eine Prüfung bezahlt werden, die als Nachweis der Unbedenklichkeit gilt. In meiner Werkstatt kommen ausschließlich Cadmium- und Bleifreie Glasuren zum Einsatz. Außerdem besitzen Glasuren immer eine Information darüber ob sie sich für Geschirr eignen. Das bedeutet aber nicht, dass damit keine Konfirmitätserklärung notwendig ist. Besonders, wenn man viele unterschiedliche Glasuren verwendet in geringer Stückzahl verkauft, wird das sehr teuer.
Steuern und Gebühren
Als Kleinunternehmerin bin ich zwar von der Umsatzsteuer befreit, muss also die Umsatzsteuer nicht bei meinen Verkäufen einfordern und weitergeben, muss aber natürlich auch selbst die Umsatzsteuer bezahlen, wenn ich etwas kaufe. Außerdem muss ich meinen Gewinn am Ende trotzdem ganz normal versteuern. Die Tatsache an sich finde ich noch nicht einmal so schlimm, wie die ganze damit verbundene Bürokratie der Buchhaltung sowie die unvollständigen Informationen, die man auf Nachfrage von Anlaufstellen wie Finanzamt und Co. bekommt. Insofern kommt man um die zusätzlichen Kosten für einen Steuerberater eigentlich kaum noch herum.

Als ich den Blogbeitrag im Kopf geplant habe, hatte ich ihn mir viel kürzer vorgestellt, aber beim Schreiben und dem Nachschauen in meiner Buchhaltung sind mir noch viele weitere Ausgaben aufgefallen und obwohl ich natürlich alle Kosten kenne, finde ich sie so auf einen Blick doch schon erschreckend und ich bin sicher, dass ich nicht einmal an alle gedacht habe.
Eine Kursteilnehmerin, die auch selbstständig ist gab mir einen schönen Gedanken dazu, den ich auch beherzige: Mach dir keine Sorgen über die Ausgaben, sondern überleg dir, wie du deine Einnahmen ausbauen kannst. Das finde ich gut. Von Zeit zu Zeit denke ich darüber nach, wie ich das machen könnte, zum Beispiel durch die Ausweitung meines Angebots. Ideen sind schon da, Umsetzungen werden sicher folgen 😉